Seit seiner Gründung im Herbst 2010 füllen sich die zeitgereiften Stilmöbel im 600-Quadratmeter-Loft im 5. Stadtbezirk nach und nach mit Kreativen, Selbständigen und Projektgruppen.
Kleine Firmen entkommen hier zu kleinen Büros, Freischaffende den Motivationsfallen der eigenen Wohnung und Einsteiger finden einen Netzwerk-Hub, mit dem sich schnell beginnen lässt. Man müsste die Idee des Großraumbüros um ein paar Jahrzehnte zurückdrehen – bis zu dem Punkt, an dem Plexiglaswände und Ikea-Möbel endgültig aus dem Bild verschwinden – um sich vorstellen zu können, wie inspiriert man arbeiten kann, wenn es der Ort nur zulässt. sektor5 auf die Vintage-Anmutung von Mad Men Vitrinen, die Zeitlosigkeit des “Helmut-Schmidt-Zimmers” und die cineastische Stiltreue der unbemannten Cafébar zu reduzieren, wäre allerdings irreführend. Zwar werden tatsächlich des öfteren Einzelstücke der Einrichtung an Filmproduktionen verliehen, doch die Befreiung aus der Unwirtlichkeit des modernen Büros ist nur die halbe Miete.
Im gleichen Maße wie sich das Ambiente bei den Glanzepochen der modernen Vergangenheit bedient, ist die Art des Arbeitens doch ein Griff voraus. Kaum einer unter der laufend gestiegenen Zahl von Schreibtischmietern kommt in den sektor5 um sich ausschließlich im Detail seines Schaffens zu verlieren. Die Stärke des Ansatzes liegt im Austausch, der bei Terrassenkaffees in den täglichen Ablauf einfließt, aber besonders bei den Abendveranstaltungen zum Tragen kommt. Was mit Whatever Sessions an Samstag Abenden begann und gelegentlich einen Programmauftakt beinhaltete, ist inzwischen ein ausgewogenes Eventprogramm, das von zahlreichen externen und in-house Firmen mitgetragen wird.
Mit der erhöhten Auslastung der Plätze potenzierte sich im sektor5 auch die Impulsfrequenz – so wie es sich die Gründer vorgestellt haben. Dass nun alles erheblich schneller vorangegangen ist, liegt am Ende doch in der Natur der Sache: dem heimlichen Nebenprodukt Effizienz, die unter orangenen Glockenlampen plötzlich keine Arbeit mehr ist.