„Machen Sie bitte zwei draus.“ Die Kellnerin tritt ab und ich wende mich meinem Gesprächspartner zu. Jack ist ein großer Mann und ich gebe zu, ich fürchte mich ein wenig vor ihm. Er ist immer tadellos gekleidet und spricht in ganzen Sätzen.
Ich finde das beunruhigend.

„Investigativer Journalismus …“ Drei Mal setze ich an, bis das Wort richtig über meine Lippen kommt, „… fehlt dem Land. Das klingt doch nach Robin Hood, nach CIA, nach Freigeist und Revolution. Das wäre doch wichtig!“

Da war er also. Der Gedanke.

Jack und ich tranken unsere Kaffee und kurze Zeit später verabschiedeten wir uns und jeder ging seiner Wege.

Tage später floss dieser spezielle Gedanke in das redaktionelle Konzept unseres neuen Magazins ein. Ja, das redaktionelle Konzept 😉 Eine ganze Weile dachte ich, es würde reichen, die Zahlen in ein Excel zu bringen, Kunden auf Inserate einladen, ein Leitthema aufzusetzen und allgemeine Aufbruchsstimmung zu signalisieren. Dann würde alles schon laufen. Oder so.

Als Vorbild haben wir natürlich vom Beginn weg „brand eins, das Wirtschaftsmagazin“ im Auge. Und einen unspektakulären Artikel aus dem Internet. Da meint ein erfahrener Mensch fortgeschrittenen Alters, dass Zeitungen und Magazine sich nicht vor dem Internet fürchten müssen. Nur vor schlechtem Journalismus.

Was für eine Ansage!

Texte, gut recherchiert und lesefreundlich verfasst. Nicht mehr. Ich krame also hervor, was ich im ersten Abschnitt Publizistik gelernt habe. Zum Beispiel, dass es einen Unterschied gibt zwischen Werbung und PR (aha, gibt es wirklich?). Dass Journalisten sich nicht dem Diktat einer Anzeigenabteilung beugen sollen und dass es abseits von APA und Reuters noch eigene Ideen gäbe, die es wert wären veröffentlicht zu werden. Ja und der Herr Walraff, wie er bei einer Fast Food Kette gearbeitet hat um ein Buch darüber zu schreiben. Und dass er so etwas immer wieder tat und tut.
Natürlich wird der Schwerpunkt erst einmal in Wien liegen. Wegen der Reisekosten und dem engen Zeitrahmen. Menschen und Geschäfte – die Tagline unseres Magazins ist Programm. Das glauben wir nun, nach langem Nachdenken, das ist, was Leserinnen und Leser interessiert. Das ist auch, was uns interessiert.
Ein Leitthema ist schnell gefunden: Wie viel Kunst brauchen wir? Kontroversiell, provokant und vom Thema her vertraut.
Die Ideen fangen an zu sprudeln. Aber, wo stehen wir und was sehen wir? Bald wird klar, wir müssen da beginnen, wo alles begann. Dort wo wir willkommene Fragensteller und Zuhörer sind. In Snipville selbst. Zum Beispiel könnten wir Herrn Reimann fragen. Er inszeniert schöne Frauen auf eine seltsam spannende und betörende Art auf übergroßen Leinwänden. Herr Novak fällt uns ein, der das Internetradio für sich entdeckt hat und fortan zerrissen zwischen UKW und Internet ist. Frau Müllauer und ihre Partnerin, die ein eigenes Label gründen und kleine Kunstwerke im stilwerk feilbieten.  Und natürlich wäre da die spannende Frage wie geht es weiter im Leopold Museum, nachdem der großartige Herr Leopold von uns gegangen ist. Das wäre doch ein schöner Beginn. Als besonders Highlight und weil sie ohnehin die coolsten sind unter uns allen, konzipieren wir eine Serie über EPU’s.

Bald glühen Wangen, Hirne dampfen und Gedanken hüpfen. Welch einen Auftrag nehmen wir da an. Schier überwältigend und riesengroß.

Vielleicht gar übergroß und zum Scheitern verurteilt? Ernsthafte Zweifel wechseln sich ab mit Euphorie und Mut. Das mit dem investigativen Journalismus wird wohl noch eine Weile dauern … aber der Rest, ein grundsolides Magazin herauszubringen, wo klar erkennbar  der Unterschied zwischen Meinung und Werbung ist, das nehmen wir uns vor.

Wird es gelingen?

Nun, das Ergebnis müssen Sie werte Leserin und werter Leser selbst einschätzen. Dann, wenn unsere Arbeit getan ist und alles weitere bei Ihnen liegt. Dann, wenn die erste Ausgabe von Snipville, dem Magazin von, über und für Menschen und Geschäfte, vor Ihnen liegen wird.

Hochachtungsvoll
Ihr Editor

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