Born To Be Blue

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Er war einer der bekanntesten Jazz-Musiker, ein Virtuose an der Trompete, der „James Dean des Jazz“. Ein Film der sich mit Chet Baker befasst, seinem Aufstieg und dem ganz großen Fall. In dieser Kritik geht es um Born To Be Blue.

 

Originaltitel: Born To Be Blue

Regie: Robert Budreau

Drehbuch: Robert Budreau

Produktion: Jennifer Jonas, Robert Burdreau, Leonard Farlinger und Jake Seal

Kamera: Steve Cosens

Musik: David Braid, Todor Kobakov und Steve London

 

HANDLUNG

Erzählt wird die Geschichte des Jazz-Musikers Chet Baker (Ethan Hawke), der in den 1960er Jahren kurz vor einer großartigen Karriere steht. Ein toller Trompetenspieler und Sänger, der aber eine Schwäche hat: Heroin, was ihm eines Tages zum Verhängnis wird. Er gerät in eine Schlägerei, verliert seine Zähne, bekommt ein neues Gebiss und seine Karriere droht zu scheitern. Doch er gibt nicht auf und will wieder zu alter Stärke finden. Unterstützung bekommt er von seiner Freundin Jane (Carmen Ejogo), die fest an ihn glaubt und seinem ehemaligen Agenten Dick Brock (Callum Keith Rennie). Er schöpft wieder Mut und Kraft, dadurch gewinnt er an Selbstvertrauen und sein Comeback steht kurz bevor. Dieses Comeback kann nur eine Sache verhindern: Seine Heroinsucht.

 

DREHBUCH UND STORY

Regisseur Robert Budreau (Solo) hat nicht nur das Biopic inszeniert, sondern den Film auch produziert und das Drehbuch geschrieben. Entstanden ist ein sehr sehenswertes Werk mit viel Jazzmusik, einen guten Einblick in das Leben von Chet Baker und einem schwierigen Einstieg.

Der Schwierige Einstieg ist das Stichwort, der Film beginnt sehr langsam. Selbst für Jazz-Liebhaber, denn zu Beginn ist nicht sehr verständlich worum es geht da der Film in einem Gefängnis beginnt. Außerdem werden Kinobesucher Zeuge von einigen Film-in-Film-Szenen, da die Hauptfigur Chet Baker einen Film dreht.

Nach und nach spielt der Film aber seine Stärken aus, vor allem ab dem Zeitpunkt wo die Figur zusammengeschlagen wird. Wir begleiten den Musiker auf seinem langen Weg zurück und ich kann als Zuschauer mit ihm mitfühlen, weil auch der Hauptdarsteller Ethan Hawke ihn grandios verkörpert. Zudem wird die Liebesgeschichte glaubhaft inszeniert und das führt zu einigen schönen Momenten.

Die Dialoge sind auch sehr gut geschrieben und ich finde, die Geschichte rund um Chet Baker wird glaubwürdig erzählt. Das Ende hat mir richtig stark gefallen, die Verunsicherung eine Grenze zu überschreiten wurde grandios inszeniert. Da bekommen Kinobesucher, die nicht in dieser Zeit gelebt und seine Musik verfolgt haben, einen guten Einblick in dessen Leben.

Negativ zu beurteilen sind die etwas zu lang geratene Inszenierung, einige Nebenhandlungsstränge die nicht zur Hauptgeschichte passen und die Nebenfiguren, die durch die Performance von Ethan Hawke zu Statisten degradiert werden. Sie haben wenig Chance sich zu etablieren.

Es ist klar, dass dieser Film ausschließlich auf den Jazz-Musiker Chet Baker ausgelegt ist. Das kann durchaus positiv sein, ist aber bei Biopics oft ein Problem. Andere Beispiele sind unter anderem Jackie mit Natalie Portman und The Founder mit Michael Keaton – in Beiden gibt es einige Nebendarsteller die kaum auffallen.

 

DER CAST

  • Ethan Hawke (Boyhood) als Chet Baker

Großartig gespielt von Ethan Hawke. Ihn auf der großen Leinwand zu sehen war atemberaubend, sehr überzeugend wie er diesen Musiker gespielt hat. Mit viel Eifer und Talent verkörpert er die Leiden einer Drogensucht, das Zurückkämpfen nach einem schweren Rückschlag und dem Folgen seiner Bestimmung. Er trägt die Last der Handlung locker und elegant auf seinen zwei Schultern und degradiert so Nebenfiguren zu Randerscheinungen. Ethan Hawke – ganz großes Kino und vermutlich bekommt er eine Oscar-Nominierung.

  • Carmen Ejogo (Selma) als Jane

Carmen Ejogo macht sich immer mehr einen Namen, Filmfans unter anderem aus Phantastische Tierwesen oder dem aktuellen Alien: Covenant bekannt. In diesem Biopic beweist sie, dass sie auch tiefgründigere Rollen spielen kann. Sie ist der Gegenpol zu Chet Baker. Jene Frau, die zu ihm hält, an ihn glaubt und mit ihrer bedingungslosen Liebe ihn dazu bringt sein musikalisches Talent wieder zu erlangen. Großartige Leistung von ihr, die Chemie zwischen ihr und Ethan Hawke passt auch wunderbar.

  • Weitere Charaktere

Alle anderen Figuren gehen meiner Meinung nach ein wenig unter, weil die beiden oben genannten Personen so stark performen. Am ehesten möchte ich an dieser Stelle noch Callum Keith Rennie (Into The Forest) erwähnen, der den Agenten Dick Bock verkörpert. Eine Figur, die Chet Baker bei seinem Comeback mit Rat zur Seite steht.

 

TECHNIK, KAMERA, SOUNDTRACK

Der Look des Filmes ist bombastisch für so eine kleine Produktion. Die 1960er Jahre wurden perfekt umgesetzt und das Bild wechselt immer wieder zwischen Farbe mit einem coolen Vintage-Look und schwarz/weiß. Begründet durch die Tatsache, dass im Film ein Film gedreht wird. Die Settings sind ebenfalls passend zu dieser Zeitepoche gewählt.

Die Kamera ist sehr ruhig. Es gibt einige Dialoge und viele Musikstücke, bei denen die Kamera auch sehr ruhig draufhält um die Stimmung und die Atmosphäre gut einzufangen. Das Szenenbild fällt unterschiedlich aus. Viele Bar- und Clubszenen, Szenen bei Studioaufnahmen oder Dialoge in einem kleinen Bus, welcher kurzfristig und auf Grund der Lebensumstände von Chet Baker zu einem Wohnraum umfunktioniert wird.

Der Sound ist eindeutig auf Jazz und ein wenig Swing fixiert. Trompeten-Solos, Kleinbands mit Klavier und Cello und auch Gesang sind zu hören. Passender zu der Thematik geht es kaum – Pluspunkte für die Musik.

 

Thomas Bauer
Thomas Bauerhttp://derplapperblog.wordpress.com
Willkommen bei meiner Snipville-Kolumne rund um das Thema Kino und Heimkino. Ich schreibe Kritiken zu aktuellen Kinofilmen, zu Filmen aus dem Superhelden-Universum von DC und Marvel und die eine oder andere Empfehlung aus dem Heimkinobereich. Ich freue mich über jede positive Rückmeldung, Teilung meiner Beiträge und ihr dürft mir gern auf meinen sozialen Netzwerken Kontakt mit mir aufnehmen. Viel Spaß beim Lesen.

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Es erwartet euch ein kleiner, aber sehr feiner und spezieller Film mit großartiger Jazz-Musik und einem tollen Look der 1960er Jahre. Wer diesen Musikstil mag, sollte ihn sich auf jeden Fall anschauen genauso wie Fans von Ethan Hawke, der seine Figur grandios spielt. Abzüge gibt es für den langsamen Einstieg, wo Kinobesucher es schwer haben zu erahnen was passiert und den kaum auffallenden Nebenfiguren. Wer mit Jazz-Musik wenig anfangen kann, der sollte diesen Film vermeiden - Ich fand ihn sehenswert. Zu sehen ab dem 9.6.2017, unter anderem in Wien im Admiral Kino.Born To Be Blue